Verlag am Birnbach - Motiv von Stefanie Bahlinger, Mössingen
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Andacht zur Jahreslosung 2025 - Prüft alles und behaltet das Gute! (1. Thessalonicher 5,21)
Spätestens mit dem Anbruch des neuen Jahrs mache ich mich daran, den Schreibtisch aufzuräumen. Viel Papierkram hat sich in den letzten Wochen angesammelt. Er kann weg. Der alte Kalender kann nun in den Schrank. Die Einträge erfolgen im neuen. Manches finde ich, von dem ich glaubte, es irgendwann noch brauchen zu können: Bleistiftstummel, beschriebene Notizzettel, Visiten- und Einladungskarten, Briefumschläge, Broschüren. Brauche ich das wirklich noch?
Die Jahreslosung raunt mir leise zu: „Prüft alles und behaltet das Gute!“ Könnte ein Motto sein auch für Umzüge, fürs Upcyclen oder für Trödelmärkte. Auch für die beliebte Fernsehsendung „Bares für Rares“ wäre es ein passender Untertitel. Menschen durchstöbern Dachböden, ihre Garage oder den Keller und finden neben manchem Unrat mitunter echte Schätze. Auf der anderen Seite hilft „der Trödeltrupp“ verzweifelten Zeitgenossen, die es mit dem Sammeln und Horten übertrieben haben. Da wird dann großzügig aussortiert, was man schon längst hätte ausmustern sollen.
Der Apostel Paulus, von dem unsere Jahreslosung ursprünglich stammt, hat allerdings weniger an die Welt der Dinge gedacht, sondern eher an das, was uns Menschen zwischenmenschlich begegnet: Behauptungen und Stellungnahmen, Geschichten und Sensationen, Ansichten und Standpunkte. Auch das, was uns gedanklich beschäftigt und unser Handeln antreibt, muss auf den Prüfstand. Hier ist es sogar noch viel wichtiger, abzuwägen und nachzufragen. Schließlich geht es um Weichenstellungen für mein Leben. Wer sich den Faktencheck erspart, darf sich nicht wundern, wenn er übervorteilt oder beschwindelt wird.
Weil aber in der Flut der Meinungen vielen der Kompass fehlt, haben es Provokateure leicht. Die Menschen sind unsicher. Mehr als die Hälfte dessen, was derzeit durch das Internet geistert, gehört nicht auf den Bildschirm, sondern in den Papierkorb. Aber leider wächst Populisten und Demagogen nicht nach Pinocchio-Art eine lange Nase, die sie als Berufslügner entlarven würde. Daher hilft nur eine Prüfung. Für Paulus besteht diese darin, das Gute zu behalten und das Böse auszusortieren.
Vielleicht kennen einige die „drei Siebe des Sokrates“. Sie dienen dazu, Berichte und Nachrichten zu filtern. Das erste Sieb ist die Wahrheit: Wir müssen zuerst einmal prüfen, ob das, was uns erzählt wird, auch wahr ist. Lässt sich das nicht sicher bestimmen, prüfen wir mit dem zweiten Sieb, ob es freundlich gemeint ist. Lässt sich auch der Gehalt an Güte nicht sicher bestimmen, wenden wir das dritte Sieb an und fragen, ob die Information wenigstens unentbehrlich ist. Die Grundidee: Ist etwas weder wahr noch gut noch notwendig, dann sollte ich mich damit nicht abgeben. Ich lass es begraben sein und belaste damit weder mich noch meine Mitmenschen. Was allerdings alle Proben besteht, das muss umgekehrt die Qualitäten Güte, Notwendigkeit und Wahrheit besitzen und ist es folglich wert, dass wir uns damit beschäftigen.
Paulus würde allerdings ergänzen, dass wir auch uns selbst zu prüfen haben (siehe 2. Korinther 15,3). Schließlich sind wir nicht nur Nachrichtenempfänger, sondern ebenso Nachrichtenüberbringer. Daher müssen wir die drei Siebe auch auf eigene Aussagen anwenden. Und noch grundsätzlicher: All unser Wollen, Denken und Tun gilt es abzuwägen. Manchmal geht das nur im Zwiegespräch mit Gott. Er hilft mir, eigene Fehler einzusehen und dafür zu erkennen, was wirklich zählt und Bestand hat (Psalm 138,23). Das größte und wichtigste „Sieb“ ist daher neben den drei Sieben des Sokrates für uns Christenmenschen die Liebe. Weil Gott selbst die Liebe ist, ist sie der hochwertigste Prüfstein, der sich überhaupt denken lässt. Was in Liebe geschieht, das gilt es festzuhalten. Was aber der Liebe widerspricht, das meiden wir besser.
In diesem Sinne wünscht alles Liebe für das Neue Jahr
Pfarrer Dr. Christoph Weiling